Wenn aus dem «Landboten» der Landbot wird
Kolumne Wer einen Chatbot um Hilfe bittet, erlebt Erstaunliches. Manchmal führt die Interaktion mit der künstlichen Intelligenz aber auch zu einer Sinnkrise.
Eine Kolumne zu schreiben ist ja so eine Sache. Manchmal gehts flutsch von den Fingern und manchmal reiht sich Schreibblockade an Schreibblockade, bis man vor lauter Verzweiflung das ganze Berufsleben infrage stellt.
Wer in den letzten Tagen im Internet unterwegs war, weiss: Für die «chnorzigen» Tage gibt es jetzt eine Lösung. Die künstliche Intelligenz «Chat GPT» schreibt, erfindet, erklärt und erzählt – und das alles binnen weniger Sekunden. Sogar lustig soll sie sein können. Ein Versuch ist es wert.
Damit er loslegt, muss man dem Chatbot zuerst sagen, was gewünscht ist. Zum Beispiel: «Kannst du eine lustige Kolumne über den Skilift Schafbüel in Wildberg unweit von Winterthur schreiben?»
Sekunden später liefert der Bot auf Englisch: Der Skilift sei nach den Schafen benannt, die am Berg weideten und denen man auf der Piste ausweichen müsse. Ausserdem verspricht er: Die 100 ersten Besucher in diesem Jahr erhielten von den Betreibern einen Sack Heu, um damit die Schafe zu füttern.
Dass zu einem guten Artikel knackige Zitate gehören, weiss der Bot offenbar auch. Diese holt er fix beim von ihm frei erfundenen Liftbetreiber ein: «‹Diese Schafe sind echte Störenfriede›, sagt Betreiber Hans Müller. ‹Sie versuchen immer wieder, unsere Kabel zu fressen und unsere Hüte zu stehlen›.»
Während ich mich am Anfang noch darüber freue, mit welcher Kreativität der Bot sprichwörtlich in die Tasten haut, schaudert es mich nach ein paar Minuten plötzlich. Wird aus dem «Landboten» vielleicht bald der Landbot und meine Arbeit obsolet?
«Nicht verzagen», schreibt der Bot und zitiert ein «altes Sprichwort»: «Ausser, du bist ein Schaf, dann gib lieber auf und friss Gras.»