SBB prüften weitere Standorte im Oberland

Region Die SBB planen in Bubikon eine 80 000 Quadratmeter grosse Abstell- und Serviceanlage. Neben Bubikon wurden noch fünf weitere Parzellen in der Region für die neue Gleisanlage geprüft.

Hier planen die SBB eine 80'000 Quadratmeter grosse Gleisanlage. So soll der Bahnverkehr auch in Zukunft sichergestellt sein. Foto: Seraina Boner

Das geplante Grossprojekt der SBB in Bubikon erhitzt die Gemüter. Bereits seit letztem Jahr versuchen Anwohner und der Gemeinderat den Bau der Abstell- und Serviceanlage zu verhindern. «Der Standort ist ungeeignet!», heisst es auf der Website der IG Pro Brach Fuchsbühl, die die Gegner des Projekts vereint.

Ein Blick in die Dokumentation der SBB zeigt nun: Bevor sie sich für Bubikon entschieden, untersuchten die SBB verschiedene Standorte auf den Streckenabschnitten zwischen Aathal und Hinwil, Wetzikon und Pfäffikon SZ und zwischen Rapperswil und Bollingen auf deren Tauglichkeit.

Sogar die ehemaligen Streckenabschnitte der Uerikon-Bauma-Bahn überprüften die SBB. Letztlich schafften es sechs mögliche Standorte im Zürcher Oberland in die engere Auswahl.

6. Dürnten

Als mögliches Projektszenario fassten die SBB das Gebiet im Bereich des ehemaligen Bahnhofs Dürnten ins Auge. Die Planer schlossen die Parzelle allerdings aus «bahntechnischen Gründen» aus. Züge hätten die Anlage von Wetzikon her nicht direkt anfahren können. Das dafür erforderliche Wendegleis im Bereich des Bahnhofs Bubikon wäre nur sehr schwer zu realisieren gewesen, schreiben die SBB. Auch der Bau einer direkten Zufahrt wäre wegen einer bestehenden Überbauung nicht möglich gewesen. Ausserdem hätten die SBB in diesem Szenario die Bahngleise vom Bahnhof Bubikon bis zur Abstell- und Serviceanlage reaktivieren müssen. Dadurch wären «zahlreiche Eingriffe entlang von neueren Siedlungen» erforderlich gewesen.

5. Täusi, Rüti

Betriebliche Probleme sah die Bahn auch in Täusi. Denn auch hier hätte die Anlage von Rapperswil her nicht angefahren werden können. Hinzu kommt, dass die Anlage sowohl in der Breite zwischen Täusi und dem Täusiwäldli als auch in der Länge zwischen der Schürwis und Winteri nur knapp in die Parzelle gepasst hätte. Aber auch die Umwelt hätte einiges einstecken müssen. Das Gebiet liegt vollständig in einer Schutzzone von kantonaler Bedeutung. Der Anlage wären die steilen geologischen Formationen, die sogenannten Schichtrippen, zwischen Rüti und Balzberg zum Opfer gefallen. Nicht zuletzt halten die SBB in ihrer Dokumentation fest, dass die benachbarten Weiler und Quartiere mit bis zu 550 Einwohnern «mässig» bis «erheblich» tangiert würden. Aufgrund der etlichen Nachteile schlossen die Planer Täusi als möglichen Standort komplett aus.

4. Wolfhausen

Auch bei diesem Plan wären rund 500 Einwohner aus den umliegenden Siedlungen betroffen gewesen. Ausgeschlossen wurde der Standort auf den Fluren Pfanner und Oberer Rennweg in Wolfhausen allerdings aus betrieblichen Gründen: Denn damit die Züge vom Bahnhof Bubikon her auf die Anlage hätten fahren können, wäre eine komplett neue Ortsdurchfahrt in Wolfhausen nötig gewesen.

Und auch in diesem Fall hätten die Gleise von Rapperswil her nicht direkt angefahren werden können. Stattdessen hätten die SBB beim Bahnhof Bubikon ein nur schwer realisierbares Wendegleis bauen müssen.

Auch die Schaffung einer direkten Zufahrt überprüfte die Bahn. Diese sei auf der gegenüberliegenden Seite des Ritterhauses Bubikon «allenfalls möglich», wie die SBB in der Dokumentation festhalten. Dafür hätte allerdings der Golfplatz Swiss Golf Bubikon den Gleisen weichen müssen.

3. Bossikon

In Hinwil überprüften die SBB ein Gebiet in Bossikon zwischen dem Weiler Schwändi und dem Hinwiler Industriegebiet. Zwar hätte die rund elf Fussballfelder grosse Abstell- und Serviceanlage flächenmässig in die Parzelle gepasst. Doch dafür standen die Oberländer Hügel der Verwirklichung des Projekts im Weg. Denn das Gebiet in Bossikon liegt vollständig im Schutzgebiet von kantonaler Bedeutung der Drumlinlandschaft Zürcher Oberland.

Die Parzelle hat noch weitere Nachteile. Sie liegt zu 40 Prozent in Gewässerschutzzonen, zu 80 Prozent auf Fruchtfolgeflächen und ausserdem noch quer in einem Wildtierkorridor. Für den Standort sprachen laut Unterlagen der SBB die nur «mässigen Auswirkungen» auf die benachbarten Siedlungen – weniger als 50 Einwohner wären betroffen gewesen.

Entscheidend für den Ausschluss des Standorts dürften aber auch bahntechnische Überlegungen gewesen sein: Die Serviceanlage hätte von Rapperswil nicht direkt angefahren werden können.

Unmöglich erschien den SBB der Bau der Anlage hier trotz verschiedenen Nachteilen allerdings nicht. Während die SBB die Standorte Wolfhausen, Dürnten und Täusi komplett ausschlossen, erhält Bossikon in der Gesamtbewertung immerhin noch «Rang 3».

2. Winterhalden, Dürnten

Auf «Rang 2» der möglichen Standorte schaffte es eine Parzelle zwischen Winterhalden und dem Tanner Quartier Guldistud. Neben Bubikon verfüge Winterhalden über die «besten verkehrlichen und bahntechnischen Voraussetzungen», schreiben die SBB. Sowohl von Wetzikon als auch von Rapperswil her hätten Züge die Anlage befahren können. Bei Umweltschützern hätte der Plan wohl einen schweren Stand gehabt: Denn das Gebiet liegt in einer Schutzzone von regionaler Bedeutung. Durch den Bau der Anlage hätte eine Riedwiese aufgehoben werden müssen.

Weiter hielten die Planer fest, dass der benachbarte Weiler und das Quartier Guldistud mit insgesamt rund 350 bis 400 Einwohnern «mässig» bis «erheblich» tangiert würden.

1. Bubikon

Letztlich entschieden sich die SBB aber doch für das zwischen die Weiler Brach, Fuchsbühl und Wändhüslen eingebettete Gebiet in Bubikon. Hier seien die Auswirkungen auf die Umwelt wesentlich geringer als beim Standort Bossikon.

Die Umweltauswirkungen der Szenarien Bubikon und Winterhalden gewichten die SBB etwa gleich: Während in Winterhalden die Riedwiese aufgehoben werden müsste, muss in Bubikon die Grundwasserfassung in Richtung Sennwald verschoben werden. Ausserdem tangiert die geplante Anlage in Bubikon im nördlichen Teil einen Wildtierkorridor. Dieser erstrecke sich allerdings parallel und nicht wie in Bossikon quer zur Anlage, schreiben die SBB.

Während die Parzelle in Winterhalden zu 80 Prozent auf Fruchtfolgeflächen liegt, sind es in Bubikon «nur» 75 Prozent. Ausserdem schneide Bubikon gegenüber Winterhalden auch in Bezug auf die benachbarten Siedlungen besser ab, argumentieren die SBB.

Der Standort Bubikon schneidet also in den Untersuchungen der SBB am besten ab. Doch ob die Abstell- und Serviceanlage tatsächlich zustande kommt, ist noch ungewiss. Denn damit die SBB-Anlage gebaut werden kann, muss sie zuerst im Rahmen der Teilrevision 2020 in den kantonalen Richtplan eingetragen werden. Bis Ende März lief diesbezüglich die öffentliche Auflage und Anhörung. Im Herbst wird die Vorlage voraussichtlich an den Kantonsrat überwiesen.

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