Kafi aus dem Küchenfenster

Wetzikon Ein Küchenfenster verwandelt sich seit letztem Samstag wöchentlich in ein Kafi-Fenster. Dahinter steckt eine ganze Lebensphilosophie.

Chrigi Urech aus Wetzikon hat ihre Liebe zum Kaffee schon vor Jahren entdeckt. Foto: Seraina Boner

Unter der Woche sieht das Fenster an der Motorenstrasse 126 in Wetzikon aus wie jedes andere im Quartier – hübsch, aber nicht aussergewöhnlich. Doch am Samstagmorgen, wenn Robenhauser Märt ist, steht es seit Neuem offen und verwandelt sich in ein Mekka für Kaffeeliebhaber. Dann nämlich montiert Chrigi Urech ein kleines, blaues Tischchen am Fensterrahmen und verkauft Kaffee und Kuchen «über d Gass». Ob Cappuccino, Espresso oder ganz traditionell «Kafi Crème» – sie hat alles im Angebot, was den Gaumen eines Kaffeefeinschmeckers erfreut.

Letzten Samstag hat Urech ihr Kafi-Fenster zum ersten Mal aufgemacht. «Ich war wirklich überrascht, wie gut es lief», erzählt sie. «Es kamen viele Leute, die den Märt besuchten, aber auch einige, die beim Pfäffikersee spazieren gingen.»

Für mich gibt es nichts Schöneres, als mich mit Menschen auszutauschen und ihre Geschichte zu entdecken.
— Chrigi Urech

Auf die Idee mit dem Kafi-Fenster kam Urech durch ihren Nachbarn: «Fredi gehört der Garten hinter unserem Haus. Vor ungefähr zwei Jahren klopfte er regelmässig bei uns ans Fenster, um einen Kaffee zu bekommen, bevor er in seinen Garten ging.»

Irgendwann habe sie sich dann überlegt, ihr Fenster auch am Robenhauser Märt zu öffnen und den Kaffee zu verkaufen. Und als sie zu ihrem Geburtstag eine professionelle Kaffeemaschine geschenkt bekommen hat, stand dem Plan nichts mehr im Weg.

«Für mich gibt es nichts Schöneres, als mich mit Menschen auszutauschen und ihre Geschichte zu entdecken», sagt die Wetzikerin, die in ihrem Podcast ‹Alles usser gwöhnlich» die Lebensgeschichten von gewöhnlichen Menschen porträtiert. «Und besser als mit einer Tasse Kaffee geht das einfach nicht. Darum finde ich das Kafi-Fenster auch so cool.»

«Noch einen Kaffee?»

Das gemeinschaftliche Kaffeetrinken begleitet Urech schon ihr Leben lang. «Meine Eltern hatten einen Bauernhof und einen Hofladen. Sie waren sehr gastfreundlich. Für eine Tasse Kaffee mit den Besuchern haben sie sich eigentlich fast immer Zeit genommen», erzählt die Wetzikerin. «Der Satz ‹Willst du noch einen Kaffee?› war somit ein wichtiger Teil meiner Kindheit. Diese Kaffeekultur fand ich schon damals sehr schön.»

Auch als Urech später beim Radio arbeitet, spielt Kaffee eine wichtige Rolle. «Journalisten trinken ja bekanntlich viel Kaffee», sagt sie lachend. Der wichtigste Treffpunkt auf der Redaktion: bei der Kaffeemaschine. «Ausserdem musste ich damals oft um drei Uhr morgens aufstehen. Da war ich sehr froh um die Tasse Kaffee», sagt sie.

So einfach es ist, den Knopf auf einer Maschine zu drücken, so schwierig ist es, richtig guten Kaffee zu brauen. «Ich musste sehr viel üben», erzählt Urech. «Ich kann zwar noch immer keinen Schaum-Teddybären in die Tasse zaubern, aber ein Herz kriege ich meistens hin.» Entscheidend sei ja letztlich auch nicht die Milchschaumkunst in der Tasse, sondern, dass der Kaffee gut schmecke. Und was macht einen guten Kaffee aus? «Eine Kombination aus hochwertigen Bohnen, einer guten Kaffeemaschine und Kaffeemühle», erklärt Urech.

Produkte aus der Region

Die Produkte bezieht Urech wann immer möglich aus der Region. So stammt das Bier, das sie am Samstag ebenfalls anbietet, von der Brasserie Keller aus Wetzikon, der Kuchen von der B-Bakery, und die Espresso-Tassen werden von Ja-Keramik aus Oberwetzikon von Hand gefertigt. Irgendwann wolle sie auch die Kaffeebohnen von einer Oberländer Rösterei beziehen.

«Ich finde es toll, wenn alles von hier ist. Und wenn Menschen aus der Region zusammenarbeiten», sagt Urech. Das passe auch zu Robenhausen. «Die Atmosphäre hier ist geprägt von einem ‹Mitenand›.» Ein idealer Ort also, für Urechs Kafi-Fenster.

Hinzu kommt: Das Haus mit dem Kafi-Fenster war früher mal eine Beiz. Dass jetzt hier wieder Menschen bewirtschaftet würden, passe also perfekt, findet Urech. «So kehrt das Haus zurück zu seiner Bestimmung.»

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