Der Abgang vom Gemeindeschreiber freut Kritiker und Parteipräsidenten

Bubikon Stefan Mettler ist nicht mehr als Bubiker Gemeindeschreiber tätig. Der Gemeinderat schweigt über die Hintergründe.

Gemeindeschreiber Stefan Mettler hat die Gemeindeverwaltung Bubikon offiziell verlassen. Foto: Seraina Boner

Jetzt ist es definitiv: Bubikons Gemeindeschreiber Stefan Mettler wird nicht mehr auf die Verwaltung zurückkehren. Der Gemeinderat Bubikon teilt dies am Mittwochmorgen in einem kurzen Schreiben an die Medien mit. Aus rechtlichen Gründen will er derzeit keine weiteren Angaben zu den Hintergründen machen. Ob Mettler entlassen wurde oder selbst gekündigt hat, bleibt unklar. Mettler war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.

Mitte Februar hatte der Gemeinderat bereits in einer kryptischen Mitteilung festgehalten, Mettler stehe nicht mehr zur Verfügung. Dieser zeigte sich dann aber überrascht über diese Mitteilung und sagte, er sei gerade wegen eines medizinischen Eingriffs krankgeschrieben und habe deshalb seine Schlüssel auf der Verwaltung hinterlassen. Es schien sich um ein Missverständnis zu handeln. Nun kehrt Mettler aber offenbar nicht mehr aus seiner Absenz zurück.

Zufriedene Präsidenten

Für Samuel Inauen, den Präsidenten der SVP Bubikon-Wolfhausen, ist klar: «Der Gemeinderat musste jetzt Position beziehen.» Mettler sei als Person bereits länger umstritten gewesen. Menschlich betrübe ihn die Situation zwar. «Doch dass Stefan Mettler jetzt nicht mehr als Gemeindeschreiber tätig ist, ist die logische Schlussfolgerung der vergangenen Monate.» Jetzt sei es vor allem wichtig, dass der Gemeinderat das weitere Vorgehen offen und transparent handhabe, sagt Inauen weiter. Denn wie lange der Trennungsprozess dauere, bleibe offen. «Das kann mit hohen Kosten verbunden sein, die letztlich dem Steuerzahler zur Last fallen.»

Auch CVP-Präsident Emanuel Armbruster sieht den Gemeinderat in der Verantwortung. «Sollte sich ein Rechtsstreit ergeben, muss der Gemeinderat prüfen, wie weiter vorgegangen wird», sagt er. Zuerst gelte es aber abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickle.

In einer Medienmitteilug vom Februar hatten Inauen und Armbruster zusammen mit drei anderen Parteipräsidenten den Gemeinderat dazu aufgefordert, im Fall Mettler die «notwendigen Massnahmen zu ergreifen».

Dies, nachdem Mettler die Parteipräsidenten einer Nazi-Rhetorik beschuldigt hatte. «Jetzt hat der Gemeinderat auf unsere Forderungen reagiert und den richtigen Entschluss gefasst», sagt Armbruster.

Umfrage auf eigene Faust

Einer, der Mettler bereits seit Längerem im Visier hatte, ist der Bubiker Bauernberater Eric Meili. In einem Schreiben an den Gemeinderat bezeichnet er sich selbst als «besorgten Bürger». Bereits im November letzten Jahrs richtete er sich mit einer schriftlichen Anfrage an den Gemeinderat. Dieser solle abklären, wieso es in der Verwaltung zu so vielen personellen Wechseln gekommen sei, seit Mettler als Gemeindeschreiber amte.

Die Antwort des Gemeinderats genügte ihm nicht. Der Gemeinderat habe es verpasst, ehemalige Mitarbeitende zu befragen. Also führte Meili auf eigene Faust eine Umfrage mit neun Angestellten durch, die die Verwaltung seit der Einstellung von Mettler verlassen hatten. Die Resultate teilte er dem Gemeinderat Mitte März mit.

Im Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt, berichtet er von einer belastenden Arbeitsatmosphäre, von Mobbing und von Angestellten, die zur Kündigung genötigt wurden. Im Zentrum der Kritik: Stefan Mettler. Ihm habe offenbar jegliche Kompetenz in der Personalführung gefehlt.

Gemeindepräsidentin Andrea Keller (parteilos) bestätigt, von Meilis Umfrage Kenntnis zu haben. Dass die Umfrageergebnisse etwas mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses von Mettler zu tun hatten, bestreitet sie allerdings: «Diese private Befragung hatte und hat absolut keinen Einfluss auf Personalgeschäfte des Gemeinderats.»

Der Gemeinderat habe selbst eine «offizielle, professionellen Standards genügende Personalbefragung» in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dieser durch die Firma Federas durchgeführten Umfrage würden zeitnah der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, schreibt Keller.

Auf die Ergebnisse der Federas-Umfrage ist Meili bereits gespannt. Man müsse diese dann mit seinen eigenen Ergebnissen vergleichen. Dass Mettler nicht mehr als Gemeindeschreiber amte, sei das Wichtigste. «Das ist das, was ich wollte.»

Fingerspitzengefühl gefragt

Was die Wahl eines neuen Gemeindeschreibers anbelangt, erwartet Samuel Inauen vom Gemeinderat besonders viel Fingerspitzengefühl. Bubikon habe einige Baustellen, die es anzupacken gelte. «Ich wünsche mir, dass der Gemeinderat den Mut hat, einen Gemeindeschreiber einzustellen, der menschlich und bürgernah ist.» Nur so könne das verloren gegangene Vertrauen in die Gemeinde wiederhergestellt werden.

Bis ein neuer Gemeindeschreiber gefunden wird, übernimmt mit Stefan Woodtli ab dem 6. April eine temporär angestellte Fachperson interimsmässig Mettlers Amt.

Zurück
Zurück

Bekämpfung von Berufkraut: Endlich packt der Kanton mit an

Weiter
Weiter

Kafi aus dem Küchenfenster