Der irritierende Vergleich von Kaspar Bopp

Unverständnis in Seuzach Der Winterthurer Stadtrat Kaspar Bopp (SP) schrieb auf seiner Website von Personalabgängen in Seuzach. Dort weiss man davon nichts.

Mit einer Aussage auf seiner Website sorgte Stadtrat Kaspar Bopp (SP) in Seuzach für Unverständnis. Archivfoto: Marc Dahinden

Wer sich in letzter Zeit auf der persönlichen Website des Winterthurer Stadtrats Kaspar Bopp (SP) umschaute, erfuhr dort nicht nur einiges über die Visionen des Finanzvorstehers für die Stadt Winterthur, sondern auch scheinbar Brisantes über die Gemeinde Seuzach.

Im Abschnitt «Digitalisierung wirklich vorantreiben» erklärte Bopp nämlich noch bis vor kurzem, dass eine «zeitgemässe» IT-Infrastruktur für die Mitarbeitenden der Verwaltung wichtig sei, denn: «Wir wollen nicht, dass uns die Mitarbeitenden davonlaufen, wie das aktuell in Seuzach geschieht.» Was hat es damit auf sich? Weiss Kaspar Bopp etwas, das bisher noch nicht an die Öffentlichkeit durchgedrungen ist?

Unverständnis in Seuzach

Anruf in Seuzach: Am anderen Ende der Leitung fällt Gemeindepräsidentin Katharina Weibel (FDP) aus allen Wolken. Weder habe sie von den Aussagen Bopps gewusst, noch könne sie sich diese erklären. «Ich habe absolut kein Verständnis dafür.»

Es seien keine aussergewöhnlichen Personalabgänge zu verzeichnen. «Wenn, dann hätte man vor drei Jahren von vermehrten Abgängen sprechen können.» Damals seien viele ältere Verwaltungsmitarbeiter wegen eines attraktiven Rentenangebots der Pensionskasse BVK frühzeitig in Pension gegangen.

Auch den Zusammenhang mit der Digitalisierung kann sich Weibel nicht erklären. «Digital sind wir mehr als gut unterwegs. Seuzach ist Pilotgemeinde beim kantonalen Projekt ZHweb-Gemeinden und im Vorstand der Fachsektion Information and Communication Technologies (ICT) Kanton Zürich.» So könnten zum Beispiel alle Mitarbeitenden problemlos im Homeoffice arbeiten.

In Seuzach scheint man, was Personal und Digitalisierung betrifft, gut aufgestellt zu sein. Was also veranlasste Bopp zu seiner Aussage?

Passage entfernt

Auf Anfrage schreibt der Stadtrat, der Text auf der Website sei im April 2021 verfasst worden. Die Aussage beruhe auf Rücktritten aus der Seuzemer Schulpflege Ende 2020 sowie auf einem im Vorfeld der Budgetabstimmung im März 2021 im «Landboten» erschienenen Artikel mit dem Titel «Verwaltung reagiert auf ‹pauschale Anschuldigungen›». «In der Textpassage ging es mir darum, aufzuzeigen, dass es unter anderem aus Budget- und Digitalisierungsgründen immer schwieriger ist, Stellen zu besetzen, und dass wir damit nicht allein sind.»

Der erwähnte Artikel behandelte allerdings weder die Digitalisierung noch Abgänge auf der Verwaltung, sondern das Nein zur Steuererhöhung und den Wunsch einiger Bürgerinnen und Bürger nach einem erhöhten Sparwillen auf der Verwaltung.

Im Artikel äusserten sich der heutige Verwaltungsleiter Marco Tigani sowie der ehemalige Verwaltungsleiter Beat Meier dazu, wie schwierig es für die Mitarbeitenden sei, ständig hören zu müssen, die Verwaltung sei zu teuer. Auch beim Artikel über die Rücktritte aus der Schulpflege ist ein Zusammenhang mit der Digitalisierung nicht ersichtlich.

Die Aussage Bopps lässt sich also nicht erhärten. Sie ist so unzutreffend. Dies scheint aber auch der Stadtrat so zu sehen. In seiner Antwort schreibt er: «Da einerseits der Zusammenhang zwischen den Kündigungen und der Digitalisierung heute nicht mehr ersichtlich ist und die Information auch nicht mehr aktuell ist, werde ich das auf der Website korrigieren.» Und in der Tat: Nur kurze Zeit später ist von angeblichen Abgängen in Seuzach auf Bopps Site nichts mehr zu lesen.

In Seuzach begrüsst man den Entscheid Bopps, die Passage zu streichen. Verwaltungsleiter Marco Tigani schreibt auf Anfrage: «Ich bin froh, dass diese ‹etwas spezielle› Textpassage entfernt beziehungsweise relativiert wurde.»

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