«Als konservativer Mensch trete ich aber zuerst einmal auf die Bremse»

Dürnten Benjamin Stricker ist der neue Präsident der Jungen SVP Sektion Oberland-See. Der 24-Jährige erzählt, was ihn an der Debattenkultur stört und warum ihm der Kampf gegen die Agrarinitiativen am Herzen liegt.

Benjamin Stricker ist der neue Präsident der Jungen SVP Sektion Oberland-See. Foto: Fabienne Grimm

Herr Stricker, Sie engagieren sich als junger Mensch für konservative Politik. Passt das zusammen?

Benjamin Stricker: Ja, wieso nicht. Ich war schon immer ein konservativ denkender Mensch. Ich beschäftige mich in meiner Freizeit und im Rahmen meines Theologiestudiums sehr intensiv mit Geschichte und denke darüber nach, was wir aus ihr lernen können.

Konservativ zu sein, bedeutet für Sie also, zurückzublicken?

Es geht vor allem darum, jene Dinge zu bewahren, die gut sind in unserer Gesellschaft. Das heisst jedoch nicht, dass ich mich per se gegen Veränderung sträube. Als konservativer Mensch trete ich aber zuerst einmal auf die Bremse und frage mich, ob das, was kommt, wirklich besser ist.

Welche Dinge wollen Sie denn bewahren?

Ich denke da vor allem an unsere Demokratie. Und an ihre Eigenständigkeit. Zurzeit wird diese zum Beispiel durch das Rahmenabkommen gefährdet. Aber auch die Amerikanisierung des politischen Diskurses beschäftigt mich sehr.

Können Sie das erklären?

Die politischen Diskussionen sind in den letzten Jahren viel gehässiger geworden. Man hat es bei den letzten Abstimmungen gesehen und sieht es auch jetzt wieder bei den Agrarinitiativen. Wer den Gegnern der Initiativen vorwirft, sie vergifteten wissentlich und vorsätzlich das Wasser, der verweigert eine sachliche und konstruktive Diskussion. Das schadet der Demokratie.

Muss sich die SVP diesbezüglich nicht selbst an der Nase nehmen?

Dass die SVP im politischen Diskurs kein Unschuldslamm ist, dürfte klar sein. Meine Art zu politisieren, ist es nicht.

Was unterscheidet die Junge SVP von ihrer Mutterpartei?

Ich habe das Gefühl, die JSVP ist in einigen Themen liberaler als die Mutterpartei. Das hat aber in erster Linie mit dem Altersunterschied zu tun. Unsere Generation ist unter anderen Voraussetzungen aufgewachsen und anders geprägt als ältere Generationen. In den Kernthemen sind sich die SVP und die JSVP aber einig.

Wie wichtig ist es, sich als Junge SVP von der Mutterpartei abzugrenzen?

Viele Mitglieder der JSVP sind bereits stark mit der Mutterpartei verbandelt. Dennoch habe ich das Gefühl, wir dürfen uns ruhig noch ein bisschen mehr abgrenzen und bei gewissen Themen auch mal eine andere Stellung beziehen. Besonders wichtig ist, dass wir die junge Generation im Blick behalten. Wir sind eine Jungpartei und müssen junge Leute abholen.

Die Klimajugend hat in den letzten Jahren bei linken Jungparteien für grossen Zulauf gesorgt. Mit welchen Themen holen Sie junge Leute ab?

Wir sprechen Leute an, die sich für eine eigenständige Demokratie und einen schlanken Staat einsetzen. Ausserdem hat die Klimathematik auch zu einer Gegenbewegung geführt, die uns geholfen hat. Langfristig können wir nur gewinnen, wenn wir unsere Politik konsequent vertreten und unseren Ansichten treu bleiben.

Seit einigen Wochen amten Sie als Präsident der JSVP Sektion Oberland-See. Was nehmen Sie in Ihrer neuen Position als Erstes in Angriff?

Aufgrund der Corona-Massnahmen konnten wir keine Veranstaltungen mehr durchführen. Das Vereinsleben ist praktisch zum Erliegen gekommen. Aus dieser Phase müssen wir jetzt wieder gut herausstarten. Natürlich stehen auch wieder Unterschriftensammlungen und Kampagnen an.

Gegen die Agrarinitiativen?

Als Sektion fehlt uns die Zeit, um noch eine eigenständige Aktion durchzuführen. Auf den sozialen Medien setzen wir uns aber bereits aktiv für ein Nein ein. Das Thema liegt mir auch persönlich am Herzen, weil ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin.

Zieht es Sie ebenfalls in die Landwirtschaft?

Nein, mein Bruder wird den Hof meines Vaters einmal übernehmen. Ich sehe meinen Einsatz für die Landwirtschaft in der Politik. Ausserdem habe ich vor Kurzem ein journalistisches Projekt gestartet. Dort verfasse ich Texte über die Hintergründe verschiedener Themen. Etwas, das meiner Meinung nach in der heutigen Medienwelt zu kurz kommt.

Seit 2018 sind Sie in der Sozialbehörde Dürnten und Präsident der SVP Dürnten. Jetzt kommt das Präsidium der JSVP-Sektion dazu. Das klingt nach grossen politischen Ambitionen.

Wenn man so jung ist und bereits so aktiv dabei, kann man vieles erreichen. Ich möchte sicher einmal in den Dürntner Gemeinderat. Auch für den Kantonsrat werde ich ebenfalls wieder kandidieren. Doch vorerst konzentriere ich mich ganz auf meine jetzigen Ämter.

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