Wie das Verteilzentrum Hinwil den Päckli-Boom meistert

Hinwil Seit Montag ist der zweite Shutdown Realität. Statt auf die lang ersehnte Pause müssen sich die Pöstlerinnen und Pöstler des Verteilzentrums in Hinwil auf stressige Zeiten einstellen.

Die Zustellerin Anja Eglauf arbeitet bereits seit acht Jahren bei der Post. Foto: Seraina Boner

Mit nur wenigen Klicks bequem von zu Hause aus einen neuen Fernseher bestellen – das Internet machts möglich. Gerade zu Zeiten von Corona bietet sich Online-Shopping an. Doch was für den Käufer überaus praktisch ist, führte im letzten Jahr bei der Post zu einer regelrechten Päckli-Flut. Über 24,1 Millionen Päckli lieferten die Pöstlerinnen und Pöstler allein in der Vorweihnachtszeit aus. Rund 29 Prozent mehr als im Vorjahr. Zu Rekordzeiten waren es 1,3 Millionen Päckli am Tag.

Nun, da die Weihnachtszeit vorbei ist und die Pöstlerinnen und Pöstler endlich durchatmen könnten, kommt der zweite Shutdown. «Das ist für uns natürlich eine riesige Herausforderung», sagt Markus Werner, Kommunikationsverantwortlicher bei der Post. «Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben im letzten Jahr wirklich gekrampft und Ausserordentliches geleistet. Dass die wohlverdiente Pause jetzt so kurz ausfällt, ist nicht einfach.»

Flexibilität ist gefragt

Auch im Verteilzentrum Hinwil macht man sich auf eine anstrengende Zeit gefasst. «Wir rechnen mit 30 bis 40 Prozent mehr Päckli ab dieser Woche», meint Manuel Prencipe, stellvertretender Leiter der Briefzustellregion Hinwil. Damit die Zustellung trotzdem aufrechterhalten werden kann, braucht es seitens der Mitarbeitenden eine grosse Prise Flexibilität.

So unterstützt das Personal der Briefpost seit Beginn des letzten Jahrs die Paketpöstler. «Und wenn es einmal wirklich brennt, zum Beispiel weil Mitarbeitende ausfallen, dann verteilen auch mal Büromitarbeitende oder wir vom Management Päckli», erläutert Prencipe. «Die Solidarität bei uns im Verteilzentrum Hinwil war im letzten Jahr wirklich unglaublich.»

Überzeit keine Seltenheit

Anja Eglauf hat diese Solidarität hautnah miterlebt. Die 38-Jährige ist im Raum Gossau für die Zustellung von Briefen und Paketen verantwortlich. «Alle haben ausgeholfen, wo immer es nötig war. So hat es immer irgendwie geklappt.»

Eglauf arbeitet bereits seit acht Jahren bei der Post, doch ein Jahr wie das letzte hat sie zuvor noch nie erlebt. «Bereits während des Lockdowns im März hatten wir so viel zu tun wie sonst nur während der Weihnachtszeit.» Sonderschichten und Überzeit waren keine Seltenheit. «In der Vorweihnachtszeit habe ich jeden Samstag gearbeitet.»

Auch die Hygienevorschriften machen die Arbeit der Pöstler teilweise schwieriger. Während früher noch zwei Mitarbeitende einen Lieferwagen beladen haben, muss ein Mitarbeiter das jetzt allein tun. Sonst könnten die Abstandsregeln nicht eingehalten werden. Trotz diesen schwierigen Umständen bereitet der erneute Shutdown Anja Eglauf keine Sorgen. Sie konnte nach Weihnachten bereits Ferien nehmen und sieht den nächsten Wochen nun gelassen entgegen.

Depots statt Temporärkräfte

Markus Werner ist ebenfalls zuversichtlich. Damit die Päckli auch in den kommenden Wochen bei den Kundinnen und Kunden ankommen, hat die Post im letzten Jahr 700 neue Mitarbeitende eingestellt. Ausserdem haben 800 Temporärkräfte während der Weihnachtszeit mit angepackt.

In Hinwil hat man ebenfalls neue Mitarbeiter eingestellt und wird dies bei Bedarf auch wieder tun. Auf Temporärkräfte verzichtet die Zustellregion Hinwil allerdings, so gut es geht. «Es dauert ungefähr einen Monat, bis Temporärkräfte eingearbeitet sind», erklärt Prencipe. «Darum können wir sie nur begrenzt einsetzen.»

Stattdessen setzt Prencipe auf Depots. Diese liegen in den Zustellungsgebieten. Die Pöstlerinnen und Pöstler müssen dadurch zum Nachladen nicht immer zurück nach Hinwil ins Verteilzentrum. «Für uns sind die Depots eine riesige Entlastung», erklärt Eglauf. In den nächsten Monaten ist der Ausbau des Depotnetzes geplant.

Schoggi und Wein

Ganz so stressig wie während des Shutdowns im März wird es für Zustellerinnen und Zusteller dieses Mal hoffentlich nicht. Der Grund: Die Gartencenter bleiben offen. «Im März haben die Kunden säckeweise Erde bestellt. Das wird jetzt hoffentlich nicht der Fall sein», so Prencipe.

Trotz allem hat die herausfordernde Zeit für die Pöstlerinnen und Pöstler auch ihre guten Seiten. «Wir sind dankbar, dass wir arbeiten können. Das ist bei vielen ja zurzeit anders», meint Prencipe.

Ausserdem sei die Wertschätzung spürbar, erklärt Eglauf. Immer wieder schenken ihr Kunden Schokolade oder Wein. Auch eine Einladung zum Kaffee komme vor. «Die Kunden sind dankbar für das, was wir tun. Das ist sehr schön.»

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Auf den Teller statt in die Tonne